Ein Blick in den Wohnwagen von Sarah & Daniel

TV-Sendungen, in denen Menschen Einblick in ihr Heim gewähren, sind sehr beliebt. Ob es nun um Wohnungen geht, die dringend renoviert werden müssen, um die Herausforderung mit wenig Geld schöner zu wohnen oder um Super-Heimwerker die Hobby-Bastlern helfen: Wir schauen gerne in die Wohnung von anderen Leuten. Aber wie sieht es mit Wohnwagen aus? Fragen Sie sich auch manchmal wie andere Urlauber ihren Wohnwagen eingerichtet haben? Wir schon! Darum werfen wir regelmäßig einen Blick in einen Wohnwagen.

Name des Eigentümers Sarah & Daniel
Alter Sarah 32 & Daniel 33
Campingurlaub seit Ostern 2019
Wohnwagentyp Bürstner Ventana 435 TS
Baujahr 2002

Erzählen Sie hier bitte etwas über sich selbst und eventuell Partner/Kinder.

Hallo, wir sind Sarah (32) und Daniel (33) und kommen aus dem schönen Schwerte an der Ruhr in Nordrhein-Westfalen bei Dortmund. Wir sind verheiratet und haben bislang noch keine Kinder. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. ;) Dafür begleitet uns eine kleine, schwarze französische Bulldogge namens “Wilson” durchs Leben, der sich bei jedem direkt ins Herz kuschelt. Wir arbeiten beide als Beamte im öffentlichen Dienst und haben uns 2010 auch über die Arbeit kennengelernt. Wir sind beide ziemlich aktiv und gerne an der frischen Luft. Im Sommer 2017 haben wir zusammen auf Mallorca das Kitesurfen lieben gelernt und sind seitdem süchtig danach. Im März 2018 haben wir uns auch direkt unser eigenes Equipment angeschafft um immer kiten gehen zu können, wenn wir Zeit und Lust darauf haben Und da wir zum nächstgelegenen Kitespot in Holland mindestens 3 Stunden fahren müssen, haben wir uns zunächst dazu entschlossen, in unseren Skoda Octavia Kombi eine Steck-Konstruktion aus Holz zu bauen, auf der wir gut ein paar Nächte verbringen konnten. Zusammen mit einem kleinen Aufenthaltszelt begann so unsere Campingliebe im Frühjahr und Sommer 2019. Wir verbrachten einige tolle Wochenenden in Holland (Mirns, Veluwemeer, Hindeloopen, Lauwersmeer) und an der Ostsee (Fehmarn, Pepelow, Fischland-Darss). Es war eine wirklich tolle Erfahrung, doch auf Dauer wollten wir lieber ein bisschen mehr Platz und Komfort haben, um auch ganz entspannt einige Wochen am Stück campen gehen zu können. Daher fassten wir im Spätherbst 2019 den Entschluss, uns nach einem Wohnwagen umzusehen.

Wann haben Sie den Wohnwagen gekauft, wie war sein Zustand und wie haben Sie ihn gefunden? 

Wir hatten zuvor gar keine richtige Vorstellung, was es beim Wohnwagenkauf alles zu beachten gibt. Zudem mussten wir uns erst einmal darüber im Klaren werden, welche Größe und Aufteilung für uns die passende ist. Schnell war klar, dass wir einen relativ kleinen und leichten Wohnwagen haben wollten, den auch Sarah mit ihrem normalen Führerschein (Kl. B) ziehen darf. Unser Wissen über Wohnwagen war jedoch immer noch ziemlich begrenzt. Deshalb holten wir uns Rat von einem Arbeitskollegen, der früher nebenberuflich Wohnwagen verkaufte und uns gute Tipps geben konnte. Er empfahl uns einen guten Händler bei uns in der Nähe, bei dem wir guten Gewissens einen gebrauchten Wohnwagen kaufen konnten. Nun ging die Qual der Wahl los: Lieber ein Etagenbett für spätere Kinder, oder doch lieber eine größere Essgruppe, welche man zum Bett umfunktionieren kann? Oder soll es ein Festbett werden, aber dafür ein bisschen weniger Flexibilität?

Diese, und viele weitere Fragen stellten sich natürlich unweigerlich über mehrere Wochen und wir schauten uns sicherlich an die 40 Wohnwagen an, bis wir dann schließlich unseren jetzigen “Willi” gefunden haben. Bei diesem alten Schätzchen von 2002 fiel uns direkt der gepflegte Zustand auf. Er hatte keinen unangenehmen Geruch und war aufgrund der großen Dachluke von innen schön hell. Auch die Aufteilung gefiel uns auf Anhieb sehr gut (Festbett & Rundsitzgruppe).

Wie ist die Idee, den Wohnwagen zu pimpen, entstanden?

Für uns war von Anfang an klar, dass es ein älterer, gebrauchter Wohnwagen werden soll, den wir dann nach unseren Vorstellungen renovieren. Dabei spielte nicht nur der finanzielle Aspekt eine Rolle sondern auch die Tatsache, dass uns das Interieur von neuen Wohnwagen leider nicht wirklich gefällt. Außerdem wollten wir für uns persönlich einen eigenen und individuellen Wohnwagen erschaffen, den es so kein zweites Mal gibt und der sich für uns “wie neu” anfühlt. Da wir schon einige DIY-Projekte zusammen gemeistert haben und zuvor viel im Internet und auf Instagram recherchiert haben, war klar: wir wagen es!

Erwähnen Sie etwas über den Umbau. Womit sind Sie begonnen und verlief alles nach Plan oder gab es ´böse Überraschungen?

Kurz vor Nikolaus, im Dezember 2019 konnten wir Willi dann endlich abholen. Unser Plan war es, den Winter für sämtliche Renovierungsarbeiten und Umbauten zu nutzen, um im Frühling 2020 dann in die neue Campingsaison starten zu können. Um unser neues, altes Schätzchen zu verschönern, haben wir viel Zeit an den Wochenenden und nach der Arbeit investiert. Begonnen haben wir damit, alle Fronten, die Kombirollos, die Truma-Heizkörper-Abdeckung, Kopf- und Fußteil vom Bett, Regale sowie die Verkleidung der Dachluke auszubauen. Alle alten Polsterbezüge und Gardinen kamen raus und wurden entsorgt. Bis auf die Thetford-Toilette und einem darüber hängenden Spiegelschrank, haben wir die komplette Plastik-Badausstattung (Eckschrank, Waschbecken, Duschwanne und Radmulden Verkleidung) ausgebaut und für kleines Geld weiter verkauft.  Nachdem unser Willi bis auf alle feststehenden Möbelteile und Dinge wie Truma, Kühlschrank und Toilette entkernt war, begannen wir damit, alles mit Anlauger vorzubehandeln. Anschließend wurden sämtliche Fronten, sowie Regale und der gesamte Innenraum 2x grundiert und 3x weiß lackiert. Ehrlicherweise haben wir diese Arbeit ziemlich unterschätzt! Es hat wirklich viel viel Zeit und Nerven gekostet, bis alles zu unserer Zufriedenheit “weiß” war. Im Nachhinein betrachtet, war dieser Schritt, der größte Brocken an unserem Projekt. Doch die ganze Arbeit hat sich auch insofern gelohnt, als dass wir im entkernten Zustand feststellen konnten, dass jeder Quadratzentimeter im Wohnwagen trocken und dicht ist. Als das Lackieren geschafft war, kam der Zeitpunkt, wo es jeden Tag ein bisschen schöner in unserem Willi wurde und wir nach und nach alles wieder einbauen konnten. Dabei mussten wir oftmals handwerklich kreativ werdem, aber konnten auch immer wieder neue Ideen entwickeln um alles noch ein bisschen schöner zu machen. Insgesamt haben wir bis Anfang März 2020 an diesem Projekt gearbeitet.

Als böse Überraschung gab es nur eins: das Gewicht! Vor unserem ersten Urlaub sind wir mit Willi auf die Waage gefahren um einen groben Überblick zu haben wie viel Puffer wir noch an Zuladung haben so hatten wir uns das zumindest gedacht). Dann kam der Schock: beladen mit Camping- und Küchenausstattung sowie dem alten Vorzelt hatten wir das zGG schon um ganze 100 kg überschritten :( so ein Mist! Also hieß es “abspecken”. Alles was nicht unbedingt nötig war musste weichen. Das schwere alte Vorzelt wurde in unser Auto geladen und alles an Urlaubsgepäck landete ebenfalls im Auto statt im Wohnwagen. Dann ging es nochmal auf die Waage und schließlich fuhren wir mit wenigen Kilo Übergewicht los. Dadurch haben wir uns nach dem ersten Urlaub für eine Dokumenten-Auflastung um 100 kg entschieden. Zudem haben wir unsere Holzschiebetüren ausgebaut, mit denen man das Schlafzimmer vom Rest des Wohnwagens abtrennen kann, da wir diese ohnehin nicht nutzen. Zudem fiel dadurch die Entscheidung das alte schwere Vorzelt zu verkaufen.

Was wurde alles umgebaut, gepimpt? Wovon haben Sie sich inspirieren lassen?

Gesamter Innenraum, sowie alle Fronten, Heizkörper-Abdeckung,Tischbein und Kühlschrankfront weiß lackiert

  • Neuer Boden (PVC)
  • Schlafzimmer und Badezimmer mit Vlies-Tapete tapeziert
  • Klebefliesen an der Küchenrückwand angebracht
  • Kombirollos gereinigt und Fliegengitter erneuert
  • Polsterbezüge selber genäht
  • Gardinen selber genäht
  • Kopf- und Fußteil vom Bett sowie Rückwand des offenen Regals mit Polsterstoff verkleidet
  • Neue DIY-Griffe an den Fronten der Hängeschränke aus Lederriemen
  • Bestehende Schrank- und Türknöpfe schwarz lackiert
  • Alle Leuchtmittel in LED ausgetauscht
  • Neue Wohnzimmerlampe angebracht
  • Lichtleiste über der Küche lackiert und Steckdosen, Schalter und Lampen ausgetauscht
  • Stromkabel und Steckdosen im Innenraum neu verlegt
  • Neue Arbeits- und Tischplatte aus Balsaholz (extrem leicht)
  • Neue Spüle und Armatur in der Küche
  • Offene Regale mit Baumwollseilen verschönert / gesichert
  • Spiegel mit Baumwollseil verziert
  • Neue Holzabdeckung an der Bettseite
  • DIY-Waschtisch im Bad angebracht
  • Neues Waschbecken (Salatschüssel) und neue Armatur im Bad
  • Holzverkleidung der Radmulde gebaut und mit Klebefliesen verziert
  • Steckdose und Lichtschalter im Bad neu verlegt
  • Regale, Deko uvm.

Für dieses Projekt haben wir uns viele Anregungen und Inspirationen in Campingblogs und auf Instagram eingeholt. Vieles ist uns aber auch während des Umbaus spontan eingefallen. Und ja, er hat einen Kosenamen (wie oben schon erwähnt: WILLI!

Worauf sind Sie besonders stolz?

Wir sind auf das Gesamtergebnis stolz und darauf, dass wir unser eigenes kleines “Zuhause auf Rädern” geschaffen haben, welches es so kein zweites Mal gibt. Wenn wir in den Wohnwagen kommen, fühlt es sich nach Urlaub und Zuhause gleichermaßen an. Das ist ein tolles Gefühl und irgendwie können wir uns grad keine andere Form von Urlaub mehr vorstellen.

Bekommen Sie viele Reaktionen, wenn Sie mit dem Wohnwagen unterwegs sind?

Bisher waren wir leider erst einmal mit unserem Willi unterwegs. Und da er von außen eher unscheinbar ist, fiel er anderen dabei bisher nicht so auf. Aber viele unserer Nachbarn haben den Umbau jedoch mit Spannung und Begeisterung verfolgt. Dabei haben wir schon viel Lob und Anerkennung von ihnen bekommen. Auch viele unserer Freunde und die Familie freuen sich mit uns über unseren Wohnwagen und sind begeistert von dem Endergebnis.

Was sind Ihre Pläne für die nahe Zukunft mit diesem Fahrzeug? 

Wir möchten Willi so lange es geht behalten und am liebsten jedes freie Wochenende mit ihm ans Meer zum Kitesurfen fahren. Eigentlich haben wir im Juni einen mehrwöchigen Urlaub in den Süden geplant. Wir hoffen, dass sich die aktuelle Pandemie-Lage schnell bessert damit wird diesen Urlaub auch antreten können. Vielleicht dann nicht nach Frankreich oder Italien aber zumindest bis zur Nord- oder Ostsee. Dazu möchten wir uns bald noch ein neues leichtes Luftvorzelt anschaffen, da das alte Vorzelt einfach zu schwer und (vor allem bei Wind) zu aufwändig aufzubauen ist.

Haben Sie Ihren Wohnwagen oder Ihr Wohnmobil auch umgebaut, bemalt oder möchten eine andere besondere Geschichte über Ihren Wohnwagen, Ihr Wohnmobil oder Zelt mit uns teilen? Schicken Sie uns dann eine Mail an [email protected] und vielleicht kommt Ihre Geschichte dann auf unsere Webseite.


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