Selbstbau Wohnmobil

Stellt euch die Freiheit vor, dorthin zu fahren, wohin ihr wollt, und euer ganzes Haus (und Kater Ollie in unserem Fall) fährt einfach mit. Das ist das Wohnmobil-Lebensgefühl, nach dem sich immer mehr Menschen sehnen. Wir, Chantal und Donny, kennen dieses Gefühl ganz genau. Seit drei Monaten sind wir nun schon mit unserem dritten selbstgebauten Wohnmobil namens Chonny unterwegs. Ja, während unseres Bauprozesses gab es eine Bingo-Karte voller Frustrationen (undichte Fenster, undichte Wasserleitungen, dreimal falsch gesägtes Holz... BINGO!). Dennoch sind wir stolz auf unser selbstgebautes kleines Haus auf Rädern, das uns momentan zu Abenteuern entlang der türkischen Küste führt, mit Plänen, in den kommenden Monaten die Seidenstraße weiter zu bereisen.

Aber wie fängt man mit einem solchen Wohnmobil-Projekt an? Was gehört alles dazu und wie stellt man sicher, dass der Kühlschrank nicht in der Mitte der Europa-Reise kaputt geht, die Dusche undicht wird oder der Geldbeutel leer ist? Oder noch schlimmer: Wie vermeidest du, dass du nach monatelanger Bauzeit mit dem Ergebnis nicht zufrieden bist?

Wir freuen uns, unsere 12 wertvollsten Tipps für den Bau deines eigenen Traum-Wohnmobils mit euch zu teilen. Egal, ob ihr ein einfaches Wochenend-Wohnmobil oder ein luxuriöses kleines Haus auf Rädern bauen wollt, diese Schritte werden euch von Anfang bis Ende helfen.

  1. Gönn dir Zeit
  2. Lass dich von der Wohnmobil-Community inspirieren
  3. Die richtige Bus-Basis
  4. Erstelle einen Plan mit Raum für Kreativität
  5. Denk an Nachhaltigkeit, bau umweltfreundlich
  6. Rostfrei und sauber
  7. Clever mit Gewicht umgehen
  8. Arbeite von außen nach innen
  9. Solide bauen
  10. Eine gute Belüftung in deinem Wohnmobil ist entscheidend
  11. Flexibilität ist gefragt
  12. Nicht vergessen zu genießen

1. Gönn dir Zeit

Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, und unser Wohnmobil auch nicht. Wir haben ganz bewusst Pausen eingebaut und waren sehr realistisch. Manchmal brauchen Sachen mehr Zeit, mehr Recherchearbeit oder manchmal muss man auf bestimmte Teile warten. Donnys Motto ist auch wirklich: Mach die Dinge gleich beim ersten Mal richtig, anstatt zu denken: „Das schauen wir uns später an.“ Mit unserem Wohnmobil Chonny haben wir uns ab und zu eine Ruhepause gegönnt. So haben wir nach ein paar Monaten sogar eine Bau-Pause eingelegt, um eine Reise nach Nepal zu machen, mit frischem Mut ging es danach wieder an die Arbeit!

2. Lass dich von der Wohnmobil-Community inspirieren

Der Wohnmobil Ausbau beginnt mit einem der lustigsten Teile: endloses Scrollen und Speichern von vielen tollen Ideen und Tipps. Wie dieser Blog oder die anderen inspirierenden Geschichten auf der Obelink Website! Der Camper Ausbau kann auch ein einsamer Job sein, aber zum Glück gibt es eine fantastische Community von Wohnmobilbesitzern, die immer bereit sind, kreative Ideen zu teilen. Instagram, Foren, YouTube - überall gibt es tolle Tipps und Tricks von Leuten, die das gleiche Abenteuer bereits erlebt haben. Die Facebook-Gruppen, die wir mögen, sind 'Vanlife Europe', 'Vanlife Nederland', 'Zelfbouwcampers' und 'Wonen op Wielen'.

3. Die richtige Bus-Basis

Bevor du loslegst, ist es wichtig, die richtige Basis zu wählen. Wünschst du dir einen kleinen, robusten Bus für den Urlaub, oder möchtest du das größtmögliche Modell, um deine ganze Familie und zwei Hunde mitnehmen zu können? Dies alles wird die Größe Ihres Busses bestimmen.

Beachte auch Dinge wie das Leergewicht und natürlich dein Budget! Informiere dich auch über die Marke des Busses. Die Fiat Ducato (oder Citroën Jumper oder Peugot Boxer) Busse haben breitere Innenabmessungen. Die Busse der Marke Mercedes Sprinter (oder das alte Modell Crafter) sind schmaler, aber auch sie sind als zuverlässige Fahrzeuge bekannt. Willst du dir einen Bus ansehen und hast Zweifel an seinem Zustand oder willst du einfach sichergehen, dass du eine gute Wahl triffst? Lass eine unabhängige technische Kaufuntersuchung durchführen!

Für unser Wohnmobil Chonny wollten wir ein gutes Automatikgetriebe für den Stadtverkehr, genügend Platz zum Wohnen, einen leistungsstarken Motor, mit dem man einen Berg hinauffahren kann, und einen kurzen Radstand. Über Marktplaats (eine niederländische Kleinanzeigenseite) haben wir uns für einen 2019 L2H2 Volkswagen Crafter entschieden. Dieser Bus hatte alles, was wir brauchten.

4. Erstelle einen Plan mit Raum für Kreativität

Bau dein Wohnmobil nicht einfach willkürlich aus! Fang mit einem klaren Plan an: Zeichne deinen Grundriss, mach eine Übersicht der Bauteile oder benutze ein spezielles Programm wie Vanspace 3D. So siehst du sofort, ob alles passt, aber vergiss nicht, dass das Leben (und besonders das Wohnmobilbau-Leben) nie völlig nach Plan verläuft. Wir nutzten den Plan als Grundlage, um alle möglichen Optionen und unsere beiden Wünsche zu besprechen und zu verstehen, aber unser Zeitplan verlief nicht ganz wie geplant. Wir hatten mit drei Monaten Vollzeitbauzeit gerechnet, aber daraus wurden mehr als vier. Außerdem änderten wir unseren Plan für die Dusche von einer festen zu einer zusammenklappbaren Dusche, um Platz zu sparen.

Wir empfehlen dir, alle Bauelemente und Funktionen aufzuschreiben, die du einbauen möchtest. Notiere dabei die groben Preise für jedes Bauteil (vergiss nicht, etwas Geld für „allgemeine Baumarktartikel“ und „unvorhergesehene Teile“ beiseite zu legen!) und prüfe anhand von Baugeschichten anderer Camper, ob der Plan realisierbar ist. Berücksichtigen Sie die Anforderungen z.B. Ihrer Wohnmobilversicherung.

5. Denk an Nachhaltigkeit, bau umweltfreundlich

Glücklicherweise ist Camping - auch mit einem Wohnmobil - bereits viel nachhaltiger als Reisen mit dem Flugzeug und Übernachtungen in Hotels. Aber es gibt auch viele Möglichkeiten, das Wohnmobil selbst noch nachhaltiger zu machen. Denkbar sind z. B. die Verwendung nachhaltigerer oder sogar gebrauchter Materialien, eine Komposttoilette (ohne Chemikalien), die Erzeugung eigener Energie oder sogar ein Boiler, der mit der Restwärme des Automotors betrieben wird.

In unserem Wohnmobil Chonny ist alles autark, was den Stromverbrauch angeht. Wir nutzen unsere Solarmodule optimal, indem wir sie kippen können und während der Fahrt unseren eigenen Strom erzeugen. Darüber hinaus haben wir eine Komposttoilette - mehr wegen ihrer praktischen Vorteile als aus Gründen der Nachhaltigkeit. Als Isoliermaterial haben wir Schafwolle verwendet, die langlebig, atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend und leicht zu verarbeiten ist.

6. Rostfrei und sauber

Mit dem Ausräumen, Reinigen und Entrosten fängt man an - kein sexy Job, aber wichtig. Du willst nicht hinterher deine Möbel demontieren müssen, um an Roststellen zu kommen. Nachdem du also einen geeigneten Bus gefunden hast, solltest du, bevor du mit dem Camper Ausbau beginnst, den gesamten Rost behandeln. Auch wenn Sie auf den ersten Blick keine Rostflecken sehen, werden Sie nach einiger Inspektion doch welche entdecken. Fast alle oberflächlichen Roststellen an der Karosserie können Sie selbst behandeln. Auch durchgerostete Stellen können Sie selbst behandeln, sofern das betreffende Teil nicht eine tragende Funktion hat. Eine gute Grundlage für den Umbau Ihres Busses in ein Wohnmobil beginnt außerdem mit dem Reinigen und Entfetten der Oberflächen.

Glücklicherweise war Rost nicht unser größtes Problem mit unserem Wohnmobil Chonny, aber wir haben den Bus sorgfältig vorbereitet. Wir haben die Radkästen komplett sauber geschrubbt und mit Tectyl behandelt, um sie besonders gut zu schützen.

7. Clever mit Gewicht umgehen

Ein Standard-Wohnmobil sollte maximal 3.500 Kilo wiegen, daher solltest du auf die Gewichtsverteilung achten. Schwere Teile wie Akkus und Wassertanks sollten so weit unten wie möglich platziert werden, um das Gleichgewicht zu wahren. Die Differenz zwischen dem Leergewicht und der zulässigen Höchstmasse sollte groß genug sein, um daraus ein Wohnmobil zu bauen. Bei unserem Wohnmobil Chonny haben wir nicht so sehr auf das Gewicht geachtet wie manche andere Wohnmobilbesitzer. Zurückblickend neigt sich unser Camper auch etwas nach links, da wir dort mehr Gewicht haben.

Damit das Wohnmobil nicht zu schwer wird, kann man durch eine leichte Ausrüstung Gewicht sparen, indem man zum Beispiel die serienmäßigen 11 kg schweren Gasflaschen aus Stahl durch Aluminiumflaschen ersetzt. Diese sind im Vergleich etwa 5 kg leichter. Wir haben mit leichtem Pappelholz gebaut und uns dafür entschieden, einen leichten LPG-Tank unter dem Bus zu montieren. Anstelle von herkömmlichen Batterien haben wir uns für die leichtere Lithium-Variante entschieden, die je nach Größe etwa 35 kg weniger wiegt. Als wir zum Wiegen zur RDW fuhren, war das Gewicht des Busses ohne Ladung nur 2.750 Kilo. Dazu kommen natürlich noch die ganzen Kilos an Katzenfutter und ein voller Kühlschrank mit Käse, wenn man unterwegs ist.

8. Arbeite von außen nach innen

Beginne mit den Außenbereichen des Busses (Fenster, Dachluken und externes Zubehör), danach folgen Isolierung und Verkabelung, dann Boden und Wände und schließlich die Möbel. Eine gute Isolierung hält dich im Winter warm, aber, was noch wichtiger ist, im Sommer kühl. Überlege dir, wo die Kabel rauskommen sollen und wo du sie später erreichen musst. Denk auch an die Belüftung. Du willst keine undichten Stellen oder Kondenswasserprobleme während deines Abenteuers haben. Bei unserem Chonny haben wir den Fehler gemacht, die hinteren Türen mit einer Isolierung abzudecken und mit Holz zu verkleiden, obwohl wir später Löcher für unseren Reserveradhalter machen mussten. Versuche, zwei (oder mehr) Schritte vorauszudenken, das erspart späteres Reparieren.

9. Solide bauen

Wohnmobilmöbel müssen viel aushalten können. Von Haarnadelkurven über Schlaglöcher bis hin zu Bodenwellen müssen alle Fahrzeugteile einer holprigen Fahrt standhalten. Wenn du Klebstoff in Kombination mit Schrauben verwendest, quietscht und knarrt der Bus weniger auf holprigen Straßen. Sorge dafür, dass alles gesichert ist und dass sich alle Schränke während der Fahrt nicht einfach öffnen lassen. Die Seitenwände müssen stabil sein, da du wahrscheinlich auch Möbel daran befestigen willst. Dazu kannst du Blindnietmuttern in die vorhandenen Löcher im Bus-Chassis einsetzen. Denk auch daran, deine Befestigungsmittel klug zu wählen. In unserem Wohnmobil Chonny haben wir Verriegelungen verwendet, die dafür sorgen, dass alle Schubladen standardmäßig geschlossen bleiben, es sei denn, du möchtest etwas herausnehmen, selbst wenn du durch die wilden Berge fährst. Keine klappernden Schubladen mehr auf der Straße! Außerdem haben wir dafür gesorgt, dass direkt neben der Seitentür unter dem Bodenbereich zusätzliche Leisten angebracht sind. Hier ist der Eingang zu deinem Wohnmobil, und wenn du einsteigst, wird der Boden hier stark belastet. Daher sollte der Boden hier besonders stabil sein.

Übrigens gilt Solidität auch für dein Zubehör. Wenn du dir das Wohnmobil-Styling auf Pinterest ansiehst, siehst du oft hübsche hängende Netze, in denen Pflanzen hängen, oder einen Schrank voll mit Büchern. Schön, aber absolut nicht praktisch. Während der Fahrt wird alles wackeln, Geräusche machen oder in deinem Wohnmobil ständig verrutschen.

10. Eine gute Belüftung in deinem Wohnmobil ist entscheidend

In einem kleinen Haus, wie beispielsweise einem Wohnmobil, kann sich die Luft schnell stickig anfühlen. Sorge für eine ausreichende Belüftung: Lüftungsöffnungen in Schränken und ein Dachventilator für frische Luft. In unserem Wohnmobil Chonny haben wir uns für ein MaxxFan entschieden, der nicht nur Luft absaugt, sondern auch Luft ansaugt. Das war für die Sommernächte ein echter Gewinn. Ein weiterer Vorteil ist, dass er sich auch bei Regen öffnen lässt, sodass das Wohnmobil kühl bleibt, ohne von Nässe überflutet zu werden. Wir haben auch spezielle Lüftungsöffnungen gekauft, die in die Kabinenfenster passen, sodass wir eine permanente Luftzirkulation haben. Außerdem haben wir uns für ein Dachfenster entschieden, das bereits serienmäßig über eine gewisse Belüftung verfügt. In unserem alten Wohnmobil fühlten wir uns nachts manchmal sehr stickig. Dann ist einer von uns aufgewacht und wir haben schnell das Dachfenster geöffnet. So lange, bis es wieder zu zugig war, und dann wurde es wieder geschlossen. Das haben wir im neuen Wohnmobil nicht mehr!

Wenn wir an Belüftung denken, denken wir auch an Belüftung für die Sicherheit. Bei einem Kühlschrank ist es gut, die Wärme loszuwerden. Deshalb haben wir ein Lüftungsgitter und sogar einen kleinen Computerlüfter hinter dem Kühlschrank installiert. Unser LPG-Gastank befindet sich unter dem Bus, aber bei einem Gastank im Bus muss man ein Lüftungsgitter im Boden des Schranks anbringen. Auf diese Weise kann das Gas im Falle eines Lecks nach draußen entweichen. Letzteres ist übrigens eine Voraussetzung für die meisten Wohnmobilversicherungen!

11. Flexibilität ist gefragt

Während des Bauprozesses stößt man immer wieder auf unerwartete Herausforderungen. Vielleicht möchtest du den Grundriss ändern, oder du stellst fest, dass ein gewähltes Material nicht so funktioniert, wie du es dir vorgestellt hast. Habe keine Angst, deine Pläne zu ändern, auch nicht im Nachhinein. Bei unserem Wohnmobil Chonny hat sich der Plan mehrmals geändert. Wegen der doppelten Schiebetür mussten wir die Schränke hinter der Küche anpassen. Auch die Wassertanks, der LPG-Gastank und das Reserverad unter dem Bus haben sich als Rätsel erwiesen. Letztendlich musste der Platz für das Reserverad unter dem Wagen, dem LPG- und dem Wassertank weichen, also haben wir eine Halterung gekauft, um das Rad doch noch an die Hecktüren zu hängen. Und jetzt machen wir immer noch jeden Tag kleine Arbeiten - auch wenn es schwieriger ist, die richtigen Materialien unterwegs zu bekommen! Leider gilt 'Heute vor 12 Uhr bestellt, morgen geliefert' nicht überall auf der Welt.

12. Nicht vergessen zu genießen

Dieser Tipp ist vielleicht der wichtigste von allen: Genieße die Baureise! Der Bau des Wohnmobils ist ein Abenteuer - also gönne dir Zeit, es zu genießen, auch wenn es anstrengend ist. Musik einschalten, jeden kleinen Schritt feiern und den Tag mit einem Bier und einem stolzen Blick auf das Werk beenden. Und ja, wir waren manchmal das mürrischste Paar der Welt, aber der Stolz, den man empfindet, wenn man endlich in einem selbstgebauten Wohnmobil sitzt, ist unbezahlbar. Jetzt in der Türkei sind die Leute alle sehr neugierig auf das Wohnmobil und mit einem strahlenden Lächeln öffnen wir unsere Türen. Abgesehen davon, dass unser eigenes Wohnmobil sehr praktisch für uns und die Katze ist, sind wir auch einfach besonders stolz.

Also, los geht's mit deinem Wohnmobilausbau-Projekt!

Wenn du diesen Blog-Beitrag gelesen hast, bist du hoffentlich inspiriert worden, deinen eigenen Wohnmobiltraum zu verwirklichen. Ja, es ist ein umfangreiches Projekt. Ja, es wird frustrierende Momente geben. Aber am Ende baust du nicht nur ein Fahrzeug, sondern, wie es so schön heißt, eine Lebensweise, eine neue Art, in der Welt zu sein.

Wir genießen unsere selbst geschaffene Freiheit jeden Tag, ob auf den Pisten in Bulgarien, an griechischen Stränden oder umgeben von Heißluftballons in der Türkei. Unser Wohnmobil ist nicht nur ein Transportmittel, sondern ein Heim, das wir genau so einrichten, wie wir es wollen. Jede Schraube, jedes noch so leicht schiefe Brett, jede Lösung, die wir uns ausgedacht haben, erzählt eine Geschichte.

Mit diesen 12 Tipps bist du bestens gerüstet, um dein eigenes Wohnmobilprojekt zu starten! Also, was wirst du bauen? Teile es mit uns auf Instagram (@chanti.and.ollie), wir sind gespannt auf dein Traum-Wohnmobil!


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